Die Windschutzscheibe ist zu einem wichtigen Designelement geworden und trägt mit Farbe und Form wesentlich zum Aussehen der Fahrzeuge von heute bei. Fahrzeugingenieure und -designer sind sich einig, dass das Glas einen der entscheidendsten Wettbewerbsvorteile bei der Markenprofilierung bietet.
Über die Jahre hat die Fahrzeugindustrie von den technischen Verbesserungen profitiert, die durch die großen Glashersteller möglich wurden. AGC Automotive, Pilkington und Saint-Gobain Sekurit haben alle dazu beigetragen, dass sich die Fahrzeugglas-Branche ständig verbessern konnte. Und das ist erst der Anfang.
Vom klaren zum getönten Fahrzeugglas
Die Fahrzeugindustrie erlebte in den 1980er Jahren einige entscheidende Veränderungen. Verbundglas löste das Hartglas der Windschutzscheiben ab und wurde 1981 in ganz Europa Pflicht. Zu dieser Zeit war Klarglas das Standardmaterial in Fahrzeugen, denn es ließ sich problemlos und preiswert produzieren.
Durch Fortschritte in der Glasindustrie kam dann die grüne Colorverglasung auf den Markt. Glas entwickelte sich zur Designkomponente für Fahrzeuge, und die Automobilhersteller boten grün getöntes Glas an, um ihre Prestigemodelle von den Familienlimousinen abzuheben. Die Vorteile des neuen Farbglases lagen nicht nur in den Bereichen Technik, Marketing oder Wettbewerb, die grüne Verglasung glänzte auch noch mit einem angenehmen. Nebeneffekt: Sie reduzierte die Sonneneinstrahlung und schuf ein angenehmeres Innenraumklima.
In den vergangenen zehn Jahren hat das grün getönte Glas das Klarglas immer mehr abgelöst und ist heute die gebräuchlichste Farbe in Europa. Gleichzeitig hatte der asiatische Markt ein anderes Geschmacksempfinden und entwickelte daher blaue und graue Colorverglasungen (z. B. ist das Fahrzeugglas des Vorgängermodells des Toyota Corolla in Europa blau, und grau getöntes Glas wurde nur bei Dachverglasungen eingesetzt). Doch dieses spezielle "klare" blaue Glas besaß keine besonderen sonnenhemmenden Eigenschaften (verglichen mit der blauen Glasbeschichtung), so dass die Automobilhersteller nach und nach zugunsten der grünen Verglasung darauf verzichteten (das Glas des neuen Toyota Corolla ist grün). Markttrends: Die Geschichte des getönten Glases
In der Geschichte der Colorverglasung bei Fahrzeugen gab es eine kurze Periode, in der bronzefarbiges Glas bei Citroën-Automobilen eingesetzt wurde. Diese Mode dauerte jedoch nicht lange an, und heute sieht man kein Bronze-Glas mehr auf dem Markt.
Worauf auch immer die Wahl des Automobilherstellers fällt: Farbe ist nicht nur ein Marketingwerkzeug, sondern wird auch als ein starkes kulturelles Element angesehen, das - wie einige meinen - mit der Hautfarbe und, mit anderen Worten, mit der Lichtreflexion zu tun hat. Die Hersteller müssen daher die lokalen Gegebenheiten berücksichtigen und geeignete Maßnahmen ergreifen.
Der nordamerikanische Markt
Wie auch in Europa machte das Fahrzeugglas in Nordamerika eine Entwicklung vom Klarglas zum sonnenhemmenden Grün durch, das nun das Standardprodukt ist. Mit der wachsenden Beliebtheit der Vans und SUVs in den USA (leichte Nutzfahrzeuge machen inzwischen regelmäßig mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes aus) nahm auch der Einsatz von dunkel getöntem Privacy Glass zu - ein weiterer deutlicher Trend.
Der Name Privacy Glass weist auf die verbesserte Abschirmung der Privatsphäre im Fahrzeuginnenraum hin, außerdem bietet das dunkel getönte Glas erhöhten Sonnenschutz, da es die Strahleneinwirkung beträchtlich reduziert. Gesetzliche Bestimmungen schreiben jedoch vor, dass dunkel getöntes Glas nicht in allen Bereichen der Fahrzeugverglasung verwendet werden darf. Die internationale Richtlinie R43 legt eine Mindestlichtdurchlässigkeit von 75 % für Windschutzscheiben und 70 % für Vordertürverglasungen im Sichtfeld des Fahrers fest.
Der Sicherheitsaspekt und die Reduzierung der Sonnenwärme waren die ursprünglichen Gründe für die Verwendung von Privacy Glass. Trotz dieser nützlichen Eigenschaften ist die dunkle Tönung in Europa noch nicht so weit verbreitet, da sie für den europäischen Geschmack wohl zu undurchsichtig ist. Es ist also vor allem eine Frage des Lebensstils und der Gewohnheiten, ob die Verbraucher das getönte Fahrzeugglas in all seinen Formen wählen. Genau wie bei der Außenlackierung werden auch die Trends in der Colorverglasung der Fahrzeuge auf lange Sicht Schwankungen unterworfen sein. Gegenwärtig ist ein neutrales Design der Renner in den USA (d. h. verschiedene Grautöne), doch einige OEMs scheinen weiterhin andere Farbvarianten - z. B. blaues Glas - zu untersuchen, um sich von der Masse abzuheben und eine markenspezifische Glasfarbe zu etablieren.Der aktuelle Trend in Europa: "der dunkle Weg"Wohl wissend, dass das Design beim Verkauf eine große Rolle spielt, überdenken die Automobilhersteller zurzeit ihr gesamtes Markenportfolio. Anstatt das Geld für teure Werbekampagnen auszugeben, investieren sie nun alles in das Fahrzeug selbst und richten das Augenmerk auf Design und Ausstattung. Dabei sucht jeder nach seinem eigenen Stil. Lancia und Fiat haben sich z. B. dafür entschieden, blau getöntes Glas zu verwenden - genau wie Mercedes -, da sie ihre Modelle von der grünen Audi-Verglasung unterscheiden wollten. Um dieser neuen Nachfrage zu entsprechen, entwickelte der Glashersteller AGC Automotive eine Spezialserie mit blauem Glas: AzurplusT für Windschutzscheiben sowie AtherblueT, das erste blaue Privacy Glass. Sein tiefes Blau filtert 71 % der Sonnenstrahlen, bei 40 % Lichtdurchlässigkeit.
Gleichzeitig entwickelte Saint-Gobain die VenusT-Verglasung, ein dunkles, in der Masse getöntes Glas. Seine Lichtdurchlässigkeit variiert je nach Tönung von 55 % bis 35 % oder sogar 10 %, dabei sind zwei Farben erhältlich: Grün und Grau. Gegenwärtig kommt es im Audi A2, VW Sharan und in der Mercedes V-Klasse zum Einsatz. Auch das dunkel getönte Glas der Marke Pilkington GalaxseeT spielt eine große Rolle auf dem Privacy Glass-Markt. Dieses graue Glas wurde ursprünglich für den US-amerikanischen Markt entwickelt, kommt nun jedoch weltweit zum Einsatz, u. a. im Volvo XC90 SUV und im neuen Range Rover. Privacy Glass ist in Europa zwar noch nicht so beliebt wie in den USA, erobert sich jedoch mehr und mehr Marktanteile und ist in vielen europäischen Fahrzeugen zu finden, u. a. in den Modellen Laguna, Multipla, Avensis, Thesis, Civic und Zafira. Dank seiner Eigenschaften wurden Sonnenblenden schnell überflüssig, zudem ist es ein guter Kompromiss zwischen dem amerikanischen dunkelgrauen Privacy Glass und der herkömmlichen grünen oder blauen Colorverglasung. Vom getönten zum beschichteten Fahrzeugglas Aktuelle und zukünftige Trends in der Fahrzeugverglasung weisen nun mehr in Richtung akustischer und thermischer Komfort, statt sich auf die Entwicklung besonderer Farben zu konzentrieren. Der Glashersteller hat heute vor allem zum Ziel, so viel Licht wie möglich in das Fahrzeug zu lassen und gleichzeitig die Wärmeeinstrahlung durch die Sonne zu begrenzen. Diese Art von Sonnenschutzglas wurde entwickelt, um Infrarot- und ultraviolette Strahlen abzuschirmen und dabei alle gesetzlichen Bestimmungen für die Lichtdurchlässigkeit zu erfüllen (die Anforderung an die Lichtdurchlässigkeit einer Windschutzscheibe liegt bei 75 %). Auf lange Sicht sorgt dies dafür, dass die Textilien der Innenraumausstattung weniger Schaden durch das Sonnenlicht nehmen und die Klimaanlage weniger zu tun bekommt - was reduzierte Unterhaltskosten für das Fahrzeug bedeutet. Während der vergangenen 20 Jahre hat die Fahrzeugglas-Technologie einen dramatischen Wandel erlebt. Forschung und Entwicklung in der Sonnenschutzverglasung haben eine neue Generation von Fahrzeugglasprodukten geschaffen, die durch deutlich verbesserte Effizienz und Leistungsmerkmale beeindrucken. Ein detaillierter Bericht über Sonnenschutzglas wird in der nächsten Ausgabe dieses Newsletters zu lesen sein.
Zukunftstrends In den USA hat einer der großen Anbieter von Kunststoff-Zwischenschichten für die Fahrzeugglasindustrie ein Produkt auf den Markt gebracht, das für eine größere Flexibilität beim Design von Fahrzeug-Verbundglas sorgt und eine ganze Palette farbiger Zwischenschichten bietet. Bisher scheint der Erfolg dieser Anwendung noch begrenzt, doch wird sich der Einsatz in zukünftigen handelsüblichen Fahrzeugen mit der Zeit wahrscheinlich ausbreiten. Alles klar?
Mit diesem Artikel startet eine neue Serie mit Erläuterungen von Fachbegriffen aus der Sicherheitsterminologie.
Die großen Anbieter von Erstausrüstung wissen, dass Sicherheit ganz oben auf der Liste jedes Automobilherstellers steht. Alle Glasprodukte werden zu jedem Zeitpunkt der Herstellung strengen Tests unterzogen, um die höchsten Standards zu erfüllen. Nachstehend einige Begriffe, die in der Fahrzeugglasindustrie untrennbar mit der Sicherheit verbunden sind.
Vorgespanntes Glas
Ein spezielles Verfahren zur Stärkung des Glases, um es besonders bruchfest zu machen. Bei Fahrzeugglas ist dieser Prozess normalerweise thermisch, d. h. die Glasscheibe wird auf eine Temperatur gerade unter dem Erweichungspunkt erhitzt und dann mithilfe spezieller Kaltluftstrahlen schnell abgekühlt. Dies härtet die Glasoberfläche und lässt dem Kern mehr Zeit zum Abkühlen. Das Ergebnis ist eine Glasscheibe, die zwei- bis dreimal härter ist als nichtvorgespanntes Glas und die bei Bruch in kleine Splitter mit stumpfen Kanten zerspringt.
Verbundglas
Verbundglas besteht aus zwei dünnen Glasscheiben, die mit einer Zwischenschicht aus Polyvinylbutyral (PVB) verbunden sind, wodurch ein Einbruchwiderstand erzielt wird, der nahezu sechzigmal so groß wie bei herkömmlichem vorgespanntes Glas ist. Bricht Verbundglas, bleiben die Splitter auf der Kunststoff-Zwischenschicht hängen und das Glas bleibt weiterhin transparent. Verbundglas wird seit über 60 Jahren in Fahrzeug-Windschutzscheiben eingesetzt und wurde 1998 auch für Seitenfenster eingeführt, um die Fahrzeugsicherheit weiter zu verbessern. Laminierte Seitenfenster waren zu Beginn nur bei Luxusmodellen erhältlich, doch im Zuge der wachsenden Bedeutung des Sicherheitsaspekts sind sie jetzt auch in den gängigen Familienlimousinen zu fin-den.
Sicherheits- und Festigkeitsklassen
Verschiedene Arten von Verbundglas können in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Das Standard-PVB-Glas bietet einen verbesserten Widerstand im Vergleich zum herkömmlichen vorgespanntes Glas, und verstärktes, einbruchfestes Glas sorgt für ein weiteres Schutzniveau der Fahrgäste. Es kann bis zu zwei Minuten dauern, bis eine verstärkte, einbruchfeste Verglasung durch ihrem Platz im Türrahmen und sorgt dafür, dass der Fahrer sicher weiterfahren kann.
Herausschleudern von Fahrgästen Verbundglas kann verhindern, dass Fahrbrochen wird, was für erhöhten Fahrgastschutz bürgt.
Im Jahr 2001 wurde in Großbritannien das New Car Security Ratings Scheme (NCSR) eingeführt, das alle neuen Fahrzeuge mit bis zu fünf Sternen belohnt und so dem Verbraucher verdeutlicht, wie sicher ein Fahrzeug eigentlich ist. Der Unterschied zwischen vier Sternen und der Bestnote fünf Sterne liegt in der Seitenverglasung mit Verbundglas.
Einbruchwiderstand
Die Seitenverglasung mit Verbundglas ist besonders widerstandsfähig gegenüber schweren oder scharfen Waffen und erhöht dadurch in großem Maße die Personensicherheit. Diese Stabilität schützt den Fahrer vor möglichen Straßenattacken, da das Glas auch unter der Einwirkung einer schweren Waffe nicht zerspringt. Die Scheibe bleibt an gäste bei einem Unfall aus dem Fahrzeug geschleudert werden. Eine Untersuchung der Universität von Birmingham, Großbritannien, hat gezeigt, dass die Einführung von Verbundglas einen erhöhten Schutz für die Fahrgäste bei einigen Kollisionsarten bietet. Im Besonderen kann es dazu beitragen, das Herausschleudern eines Fahrgasts durch ein Seitenfenster zu verhindern, was seit langem als eine Hauptursache für schwere bis tödliche Verletzungen bei Fahrzeugunfällen gilt.
Eindringen von Gegenständen
Aufgrund der verbesserten Stärke kann Verbundglas die Fahrgäste besser vor eindringenden Gegenständen schützen, sei es vor einer schweren oder scharfen Waffe oder durch Trümmer infolge eines Unfalls.
Quelle: Pilkington Automotive Global News, Juli 2003
Dicke / Sicherheit
Automobilhersteller sind ständig bestrebt, neue Möglichkeiten für die Gewichtsreduzierung ihrer Fahrzeuge zu finden. Die Verwendung leichterer Werkstoffe ist hierbei eine übliche Methode, um das Zielgewicht des Fahrzeugs zu erhalten. Da die Verglasung 3-4 % des Gesamtgewichts eines Fahrzeugs ausmacht, kann eine Reduzierung eine erhebliche Gewichtsminderung bedeuten.
Der Bedarf nach höherem akustischen Komfort im Fahrzeuginnenraum hat jedoch die Verwendung von dünnerem, monolithischem Glas eingeschränkt, da dies automatisch den Geräuschpegel im Fahrzeug erhöht. Trotzdem können die Automobilhersteller nun dünneres und leichteres Glas verwenden, ohne Einbußen an den akustischen Eigenschaften des Fahrzeugs hinnehmen zu müssen. Sie verdanken dies einer speziellen "akustischen PVB"-Zwischenschicht, die die negativen akustischen Auswirkungen des dünneren Verbundglases ausgleicht.
Es liegt auf der Hand, dass die Verwendung von Leichtgewichtsglas zu einer Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs führt. Obwohl dies nicht zu erheblichen Einsparungen pro Fahrzeug führt, trägt es jedoch angesichts des globalen Fahrzeugaufkommens zweifellos zu geringerem Schadstoffausstoß und positiven Umwelteffekten bei.
Ist das dünne Glas auch sicher, im Vergleich zum normal dimensionierten Glas? Die Testergebnisse sind vielversprechend. Tests mit Verbundglas haben gezeigt, dass es einen Unterschied macht, ob die innere oder die äußere Glasscheibe dicker oder dünner ist. Die
Verwendung von asymmetrischem Verbundglas mit einer dünnen inneren Glasscheibe schlagfester ist als ein dickeres symmetrisches Glas mit einer gleich dicken äußeren Glasscheibe. Die Resultate des Standard-"Steinschlagtests" zeigen, dass:
1) Je dicker die äußere Verbundglasscheibe, desto besser die Schlagfestigkeit.
2) Bei einer gegebenen äußeren Glasscheibendicke - je dünner die innere Glasscheibe, desto besser die Schlagfestigkeit.
Während die erste Aussage ziemlich eindeutig und logisch ist, ist die zweite etwas hintergründiger und lässt sich durch einen elastischeren Verbund erklären. Die Tests zeigen, dass die Verwendung einer dünneren, asymmetrischen Windschutzscheibe aus Verbundglas also nicht nur das Gewicht verringert, sondern auch die Schlagfestigkeit erhöht. Für Hartglas gelten nur Mindestanforderungen für das Bestehen der Prüfung, und mit der gegenwärtigen Dicke werden diese alle erfüllt.
Die Verwendung des dünneren Glases reduziert die Fahrzeugsteifigkeit nur unwesentlich. Der Beitrag, den der Klebstoff für die Karosseriesteifigkeit leistet, ist größer als der Beitrag der Glasdicke.